Geschichte 1914 - 2014

Festlich geschmückt präsentiert das Blumenhaus von Hassel in der Goethestraße zu Otterndorf im Jahre 2014. Der Besitzer Marc von Hassel kann stolz auf die Geschichte seines Geschäftes zurückblicken, denn am 1. Oktober jährte sich der Tag, dass das Blumenhaus von Hassel seit 100 Jahren besteht. Vor vier Generationen hat sein Ur-Großvater, der in Osterende Otterndorf geborene spätere Obergärtner Peter Hinrich von Hassel in die Familie Micheel in Osterende Otterndorf eingeheiratet und Gartenbau betrieben. Wöchentlich ist er mit einer so genannten Schottschen-Karre in die Stadt gefahren und hat seine Waren auf dem Markt angeboten. Dabei handelte es sich zunächst um allerlei Feldfrüchte, wie sie die jeweilige Jahreszeit gerade hergegeben hat. Damals hatte er auch schon Blumen mit im Angebot. Und als er sah, dass die Stadtbevölkerung gefallen daran fand, baute er diese Sparte aus und ging immer mehr zur Floristik über. Als er erkannte, dass die Kunden nicht nur an den festgelegten Markttagen nach Blumen verlangten, sondern auch zwischendurch durchaus Bedarf an Blumen bestand, sah er sich in der Stadt Otterndorf nach einem günstigen Standort um. Und er hatte Glück. Im Jahre 1913 stand in unmittelbarer Nähe der Kirche das Haus Am Kirchplatz Nr. 259 (heute Nr. 4) zum Verkauf – ein Haus mit einer geschichtsträchtigen Vergangenheit. Hier lassen sich Zinngießerfamilien bis ins 17. Jahrhundert zurück verfolgen.

Peter Hinrich nahm einige Umbauten im Haus vor und richtete neben einem Verkaufsraum für Blumen auch einen Raum ein, in dem Kränzen gebunden werden konnten. Am 01. Oktober 1913 zog er mit seiner jungen Frau Ida, geb. Micheel, in das gerade erworbene Haus. Nördlich des alten Schlossgrabens auf der so genannten Amtsweide (südlich der heutigen Goethestraße), betrieb sein Schwiegervater Hinrich Micheel damals eine Baumschule. Von ihm erhielt er ein Stück Land und betrieb darauf intensiv eine Gärtnerei. Die Produkte wurden im Blumenhaus am Kirchplatz verkauft. Dem Ehepaar wurden eine Tochter und ein Sohn geboren. Sohn Heinz Hermann war gerade acht Jahre alt, als sein Vater 1928 im Alter von nur 40 Jahren starb. Für die Familie begann eine harte Zeit. Alle mussten helfen, um über „die Runden“ zu kommen. Dabei erfuhr die Witwe tatkräftige Unterstützung ihrer Eltern. Auch der junge Heinz Hermann musste als Kind schon tüchtig mitarbeiten und so war es eigentlich selbstverständlich, dass er nach Abschluss der Volksschule den Beruf eines Gärtners erlernte. Im Februar 1939 legte er vor der Landesbauernschaft Niedersachsen die Prüfung zum Gärtner in den Sparten Blumen- und Pflanzenanbau ab. Eigentlich hatte er das Geschäft nun übernehmen wollen. Der Zweite Weltkrieg zerstörte diese Pläne. 1944 heiratete er Margarethe, geb. Schröder und am 1. Oktober 1945 pachtete er das Geschäft am Kirchplatz sowie den Garten in der Goethestraße zunächst auf zehn Jahre von seiner Mutter. Voller Tatendrang baute er noch in dieser schwierigen Zeit Glas-Treibhäuser und 20 Frühbeetkästen mit einer Gesamtlänge von 400 Metern. So konnte er bereits im Frühjahr 1946 der Stadtbevölkerung junge Gemüsepflanzen zur Weiterzucht anbieten. Im ersten Nachkriegsjahr war das eine viel begehrte Mangelware zumal in diesen Hungerjahren Einheimische wie Flüchtlinge ein kleines Stück Land bearbeiteten, um der ärgsten Not zu begegnen.

In der nächsten Generation wurde der Betrieb 1967 an Sohn Heinz-Hermann zunächst verpachtet. Heinz –Hermann hatte den Beruf seines Vaters ergriffen und sich zum Gärtnermeister ausbilden lassen. Er passte vor allem die Gärtnerei den modernen Gegebenheiten an., d. h. er brachte zunächst eine Fläche von 400 qm unter Glas und zwei Jahre später entstanden vier Gewächshäuser in Folienbauart. Mit dieser Maßnahme machte er sich mit seinen gärtnerischen Tätigkeiten weitestgehend unabhängig vom rauhen Klima unserer Küstenlandschaft.

1979 wurde der Betrieb an Heinz-Hermann übergeben. Auch sein privates Glück kam nicht zu kurz. Er vermählte sich mit der staatlich geprüften Floristin und Gärtnerin Monika, geb. Schacht.  Der Platz im Elternhaus am Kirchplatz wurde nun eng und so entschloss man sich, einen Teil des Freigeländes an der Goethestraße zu bebauen. 1981 war es soweit. Es entstand ein Wohn- und Geschäftshaus wie wir es heute noch vorfinden. Später kam noch ein Verkaufsgewächshaus hinzu. Das Stammhaus am Kirchplatz wurde aufgegeben. Es ist heute Teil eines Cafes.

Inzwischen wohnen Heinz-Hermann und Monika nicht mehr in dem von ihnen errichteten Geschäft, sondern Sohn Marc von Hassel, der, nachdem er sich zum Gärtnermeister hatte ausbilden lassen, den Betrieb 2009 in vierter Generationen übernommen hat.

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